Lohengrin
Mittwoch November 20th 2013, 20:30  Tagged ,
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Lohengrin

Die Sage vom Ritter auf dem Boot, welches von Schwänen gezogen, ist alt und verliert sich im Dunklen.

Aber bekanntlich hat sie Richard Wagner aufgewärmt und zu einer seiner Operas verarbeitet. Im Nachen hinter den Schwänen kommt da der Ritter Lohengrin gefahren. Er kommt der hilfsbedürftigen, schutzlosen Königin Elsa zugemut. Ihr bietet er seine Hilfe an, ihr bietet er seinen Schutz an. Und er tut dies für kein Geld und kein Handel. Er tut dies einzig und allein für eine Bedingung.

Seine Bedingung – allerdings – ist speziell: „Frag nicht nach meinem Namen!“

Speziell, weil Lohengrin Lohengrin ist und kein Rumpelstilzli, und er auch wissen müsste, dass solche Forderungen kaum gehalten werden können.

Bereits in den Märchen können Frauen keine Geheimnisse bewahren und keine Verbote einhalten. In der realen Welt können dies auch die Männer eher nicht. Also Lohengreen müsste wissen, dass seine Forderung schier unmöglich ist. Auf der anderen Seite muss er genau deshalb sehr froh sein. Ich meine: Ein jeder kennt heute seinen Namen.

Er ist bekannt, auch wenn er um das genaue Gegenteil frug.

Es ging ja auch um noch etwas anderes – um den Moment selbst. Lohengreen kämpfte mit seiner Manneskraft an Elsas stelle, und sie musste dies – das war die Forderung – einwilligen ohne, dass sie wusste, wer er war. Das heisst, sie legte ihr Schicksal voll und ganz aus ihren eigenen Händen in die eines – zugegebenermassen kräftig aussehenden – Mannes.

Wohlverstanden es geht hier nicht um eine Genderspezifische Fragestellung. Vielleicht noch bei Wagner aber nicht in dieser Kolumne.

Aus ihrer Sicht erfordert es also einen gewissen Mut. Er könnte ja in der Tat ein dahergelaufener Bauer sein, der seine Chance gekommen sieht, um zehn Minuten im vollen Schein der Öffentlichkeit zu stehen. Auch die Schwäne, so stumm wie weiss, verraten, ausser ihrer merkwürdigen Lage, nichts. Das blendend Weiss der Schwäne sagt jedenfalls mehr aus über ihren Schein als ihr Sein. Aus seiner Sicht ist es eine andere Sache:

Er stellt die Vertrauensfrage.

Darin kann ich mich sehr gut finden. Darum, geehrter Zeitungsredaktor, nimm diese Kolumne an! Hab Vertrauen, es wird sicher gut kommen!

 

Raoul Thoos





     
1 Comment so far

Testtest!

   Ego on 12.22.14 @ 16:11    Antworten


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